Die geschichtlichen Grundlagen des Völkerrechts

Max Huber, Die geschichtlichen Grundlagen des Völkerrechts in: Gesellschaft und Humanität – Vermischte Schriften, Zürich: Atlantis, 1948, vol. 3, pp. 177-196 (first printing in: Wissen und Leben, vol. 16 (1923).

Huber Max Geschichtliche Grundlagen

Content, Abstracts/Conclusions, Insights, Evidence

In a relatively short essay, Max Huber gives a comprehensive overview of the historical development of international law and its doctrines and theories. In the period of early Modern Times, the sovereignty of principalities as well as the open seas have contributed to the genesis of international legal order, principally based on natural law theory. The crucial turn consists in the differentiation between the nation state and morality in the largest sense as positive social order. As the most influential elements of this development of international law in a truly modern understanding are to be considered the principle of nationality and worldwide commerce.

Romanticism and its concept of “Staatsraison” are addressed by Max Huber as a definitive change of paradigms: “Entgegen dem individualistischen Naturrecht ist der Romantizismus, der mit dem Nationalitätsprinzip zeitlich und geistig eng verbunden ist, am Ganzen, am Volk orientiert. Recht und Staat erwachsen aus dem Volksgeist, sind nicht mehr rational gewollte Schöpfungen des Menschen. Ein fast mythisches Element liegt in dem Begriff des ‘Sacro egoismo’, dem der Staat in der Verwirklichung des nationalen Gedankens folgen soll. Aber auch losgelöst vom romantischen und völkischen Vorstellungen hat der Staat seine philosophische Anerkennung als absoluter Wert namentlich durch Hegel gefunden. Wenn der Staat seine eigene, in seiner besonderen Natur und Zweckbestimmung begründete Moral hat, werden die inneren Hemmungen beseitigt, die sich in der Person des Staatsmannes oder Strategen aus dem persönlichen sittlichen Empfinden der schrankenlosen Durchsetzung des Staatsinteresses entgegenstellen können. Eine besondere Moral des Staates ist aber unvereinbar mmit jeder absoluten Ethik, insbesondere mit der christlichen“. A certain affinity of the so-called Historical School of Law and modern international jurisprudence cannot be neglected, according to us, even if the international legal order exceeds any specific method of jurisprudence or jurisdiction.

Succeeding, liberalism and imperialism are addressed by Max Huber as dominating elements of the further realisation of international legal order. However, both have failed, as the First World War has proved. “Das Wesentliche für den Staatsmann ist, dass er den Takt des politischen Handelns, das Gefühl für das Mögliche und für das Tempo der Entwicklung besitze, dass die Kühnheit seines Entschlusses, die Fähigkeit zur Vision des Kommenden gleichwertig sei der Besonnenheit, mit der alle wirksamen Tatsachen der Gegenwart von ihm gewürdigt werden. Die Gegenwart aber kann nur verstehen, wer ihr Werden aus der Vergangenheit begreift. Niemand darf solcher Einsicht mehr als der, welcher internationale Politik treibt. Erfolgreich sind deshalb besonders diejenigen Staaten, deren Leiter aus einer alten Tradition heraus handeln und doch wach sind für alles, was die Gegenwart Neues bringt”. The challenge remains to bridge the abyss between the legal order and society or political community… Hence, the need for a sociological consideration of the discrepancy between international law and its underlying social structure (see no. 7.9 of this Legal Anthology). “Auch für Kulturvölker gilt hier das Hamlet-Wort: Sein oder Nichtsein, das ist die Frage”.

Selected Works of the Same Author

Max Huber: Heimat und Tradition, Glaube und Kirche, Gesellschaft und Humanität, Rückblick und Ausblick, Vermischte Schriften, 4 vol. Zürich: Atlantis, 1948.