Die soziologischen Grundlagen des Völkerrechts

Max Huber, Die soziologischen Grundlagen des Völkerrechts (1st edition entitled: Beiträge zur Kenntnis der soziologischen Grundlagen des Völkerrechts und der Staatengesellschaft), in: Gesellschaft und Humanität – Vermischte Schriften, Zürich: Atlantis, 1948, vol. 3, pp. 49-162 (first printing in: Jahrbuch des Öffentlichen Rechts der Gegenwart, vol. 4 (1910), Tübingen: J. C. B. Mohr, 1910; 2nd ed. Berlin: Walther Rothschild, 1928).

Huber Max Soziologische Grundlagen

Introduction/Historical Situation and Systematic Context

One of Max Huber’s best-known essays, in the 1st edition entitled “Beiträge zur Kenntnis der soziologischen Grundlagen des Völkerrechts und der Staatengesellschaft”, has been printed in the “Yearbook of public law” in 1910. This publication is a well-known journal which must have contributed to the widespread knowledge of this essay, which covers more than a hundred pages. The essential parts deal with legal philosophical questions concerning the sociological understanding of legal order in the domain of international law. Whereas the forms and epochs within the development of international legal order are not more than informative today, because highly dependent on historical circumstances, the core argumentation consists in a kind of a theory of international law “in nuce” (compare paragraphs five and six, concerning the relation between common law and international community, and the further integration of the community of independent states). Although the author refers to evolutionary theory as proposed by Herbert Spencer, rather to historical philosophical theories, this error in taking biology as a model for legal thought does not affect the validity of the core arguments, after all. Max Huber argues in a manner or modality that resembles argumentation in the domains of sociology, anthropology and ethnography, to a certain extent.

This presentation of some of the principal questions of international law in these times by Max Huber shows a considerable and beneficial difference to the theory of the sources of international law, as presented by positivistic jurisprudence, for example by Paul Guggenheim (Lehrbuch des Völkerrechts – Unter Berücksichtigung der internationalen und schweizerischen Praxis, 2 vols., Basel: Verlag für Recht und Gesellschaft, 1948/ 1951), as well as to natural law based theories, such as in Dionisio Anzilotti (Lehrbuch des Völkerrechts, vol. 1: Einführung, allgemeine Lehren (Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht), Berlin/ Leipzig: Walter der Gruyter & Co., vom Verfasser durchgesehene und autorisierte Übertragung nach der 3., erweiterten und revidierten italienischen Auflage 1929), and in Franz von Liszt (Das Vökerrecht, Berlin: Springer, 1918).

Content, Abstracts/Conclusions, Insights, Evidence

Max Huber takes the dualistic view of law and its social substrate as his starting point. The main thesis, that has found reception by Jacob Wackernagel (see no. 7.10 of this Legal Anthology), reads as follows: “Es kann wohl kaum fraglich sein, dass von allen Rechten das Völkerrecht sich am engsten an seinen sozialen Unterbau anschliesst und anschliessen muss, weil hier die objektive Rechtsordnung unmittelbar auf dem Willen der Rechtssubjekte beruht, und weil es hier an Organen fehlt, welche in der Lage wären, unabhängig vom Willen einzelner Rechtssubjekte die objektive Rechtsordnung zu verwirklichen. […] / Weil den Kollektivinteressen der Staaten keine wirksame Organisation entspricht, ist die Verletzung dieser internationalen Rechtsordnung leichter als diejenige der staatlichen; aber gleichwohl wirkt diese Ordnung im Staatenleben als selbständige Grösse, und sie trägt die Garantie ihrer Geltung darin, dass sie, als autonomes Produkt aller beteiligten Rechtssubjekte, im wesentlichen der Ausdruck der tatsächlichen Verhältnisse ist. Das Völkerrecht ist eine Rechtsordnung, welche nicht den momentanen Verhältnissen zwischen zwei einzelnen Staaten, sondern dem durchschnittlichen und dauernden Wesen der Beziehungen aller Staaten zueinander entsprechen soll und auch entspricht”. The international legal order consists essentially in a tendency to become an independent and autonomous legal order in comparison to the individual will of the contributing states. “Auch dem Völkerrecht ist die Tendenz nach Selbständigkeit gegenüber dem sozialen Substrat immanent. Ja, das Völkerrecht ist zu einem grossen Teil durch die Naturrechtslehre als völlig selbständiges Recht, wir würden sagen als Postulat, geschaffen worden, und die tatsächlichen Beziehungen haben sich diesem postulierten Rechte wenigstens teilweise angeglichen und es auf diese Weise zu positivem Recht gemacht. […] / Aber auch heute, wo diese naturrechtlichen Einflüsse zum grössten Teil verschwunden sind, strebt das Völkerrecht gleichwohl nach Selbständigkeit”.

Max Huber’s ending of the opening statements anticipates the very conclusion in advance: “Die sozialen Vorgänge des Staatenlebens äussern sich im Völkerrecht rascher und unmittelbarer als die für die innerstaatliche Ordnung erheblichen Vorgänge im staatlichen Recht. Jurisprudenz und Soziologie weisen auf dem Boden des internationalen Recht einen strengeren Parallelismus auf als im Staats- oder gar im Privatrecht, aber das Völkerrecht geht deshalb nicht in Geschichte und Politik auf, sondern strebt trotz aller Gebundenheit an sein soziales Substrat nach Hervorbringung selbständiger Rechtsbegriffe und eines aus diesen durch juristische Gedankenoperationen aufzubauenden Systems”. The existence of particular international legal orders cannot be prevented, nor assumed and, therefore, the unilateral common international law stands representative for the only one universal order, according to the unity of the international community of states, that have to represent the collective interests of humanity

Selected Works of the Same Author

Max Huber: Heimat und Tradition, Glaube und Kirche, Gesellschaft und Humanität, Rückblick und Ausblick, Vermischte Schriften, 4 vol. Zürich: Atlantis, 1948.